Richard Strauss-Museum
Des Weiteren bedauert er, dass Strauss schon länger nicht mehr Frankfurt besucht habe. Laut einer Aufzeichnung in Manskopfs Sammlung lag der letzte Besuch zum damaligen Zeitpunkt bereits 13 Jahre zurück.
Manskopf berichtet auch über den wachsenden Bestand seines geplanten Richard Strauss-Museums, welches zu gegebenem Anlass eröffnet werden solle. Er verschweigt Strauss allerdings die Probleme, weshalb es noch nicht zur Eröffnung kam, wie zum Beispiel, dass der Frankfurter Magistrat ihm keinen Standort für sein Museum bereitstellte.
Manskopf plante die Eröffnung des Strauss-Museums bereits zum Anfang der 1910er Jahre, weshalb es kurios erscheint, dass er mehrere Jahre danach noch den Vordruck mit dem Museums-Briefkopf verwendet.
Strauss-Visitenkarte
Erlaubnis zum Stöbern
Maße: 21,0 x 29,7 cm
Einladung in die Wiener Oper
Die Eröffnungsformel „Sehr geehrter Freund“ lässt zunächst vermuten, dass die Beziehung zu Manskopf über die Jahre persönlicher wurde, jedoch darf dieser Anrede wohl nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden, denn im Gegensatz zu seinem Briefverkehr mit Engelbert Humperdinck siezt Strauss Manskopf weiterhin.
Strauss bedankt sich für Manskopfs Glückwünsche und ein Geschenk: ein Porträt von Teresa Saporiti, einer italienischen Opernsängerin, die ihrerseits Mozart verehrte und 1787 in der Uraufführung des Don Giovanni sang. Wie Manskopf zuvor in seinem Gratulationsbrief an Strauss erklärt hatte, handelte es sich hierbei um die fotografische Reproduktion eines Kupferstichs. Dieser war 1791 in Pisa von Ferdinando Fambrini angefertigt worden und wurde Manskopfs Museum – wie einem Bericht in der Wochenzeitschrift The Athenaeum zu entnehmen ist – bereits im Jahre 1901 als Exponat hinzugefügt.
Dass Manskopf Strauss schon häufiger Geschenke gemacht hatte – Manskopfs Strategie, um Strauss als Gegengabe Ausstellungsstücke für sein Frankfurter Museum zu entlocken –, geht auch aus Strauss’ Brief hervor. In diesem Fall war der Anlass Strauss’ Silberhochzeit im September 1919. Seine Ankündigung, das Porträt in seiner neuen Wohnung aufzuhängen, bezieht sich auf seine Residenz in der Mozartgasse 4 in Wien.
Eine Woche vor dem Termin lädt Strauss Manskopf also ein, sich die Uraufführung seiner Oper Die Frau ohne Schatten anzusehen, die in Wien stattfinden sollte. Der Tonfall des Briefes ist viel freundlicher als bei der Postkarte siebeneinhalb Jahre früher.
Danksagung per Postkarte
Besten Dank für das interessante Karikaturenbuch, das Sie mir geschickt. Wer ist, bitte, Dr. Storck? Der Mann hat unlängst einen Artikel über den Rosencavalier geschrieben, der mir vollständig unverständlich ist. Er verwechselt mich darin fortwährend mit dem Apostel Paulus. Ich lasse mich ja gerne belehren, aber verstehen muß man, was der Mentor meinte. Ich wüßte gerne, was er will. Künstlerisches Schaffen ist Betätigung eines Naturtriebes, der mit Liebe zur Menschheit recht wenig zu tun hat, von welcher er dem Künstler meistens nach Kräften verekelt wird.
Besten Gruß
Ihr ergebener Dr. Richard Strauss.
Richard Strauss schreibt am 19. März 1911 eine Postkarte an Nicolas Manskopf, die in Größe und Beschaffenheit etwa einer heutigen Ansichtskarte entspricht. Die Vorderseite ziert ein Bild seiner Villa im oberbayerischen Garmisch.
Bis auf ein paar vorderseitige Tintenflecke ist die Karte gut erhalten; lediglich die Ecken und Ränder zeigen Abnutzungserscheinungen, was vermutlich daran liegt, dass die Karte ohne Briefcouvert verschickt wurde – und das gleich zweimal, denn sie wurde von Strauss an Manskopf adressiert und sowohl mit einer bayerischen Briefmarke als auch mit einer des Deutsches Reiches versehen nach Frankfurt geschickt, erkennbar an zwei Berliner Poststempeln vom 20.3.1911. Da Manskopf zu dieser Zeit aber nicht zugegen war, wurde „Frankfurt am Main“ durchgestrichen und Manskopfs aktueller Aufenthaltsort am Torrington Square im Londoner West End, einem kulturellen und intellektuellen Zentrum, als Adresse hinzugefügt ebenso wie eine weitere Germania-Briefmarke des Deutschen Reiches, die am 21.3.1911 in Frankfurt am Main gestempelt wurde (von rechts nach links).
Auf den Dank für die Zusendung eines Buchs mit musikalischen Karikaturen (es handelt sich hierbei um den Titel Musik und Musiker in Karikatur und Satire – Eine Kulturgeschichte der Musik aus dem Zerrspiegel von Karl Storck aus dem Jahre 1910) folgt sogleich die Empörung über den Autor. Strauss’ Pikiertheit bezieht sich aber weniger auf das besagte Buch, als viel mehr auf einen Artikel von Storck über den Rosenkavalier. Der Vergleich mit dem Apostel Paulus, dem auch vorgeworfen wurde, schwer verständlich zu schreiben, war nur einer der Kritikpunkte Storcks, der Strauss immer wieder vorwarf, dieser komponiere für eine abgehobene Elite.
Dergestalt aufgebracht, dass er bis auf die Vorderseite seiner Postkarte weiterschreibt, rechtfertigt Strauss sich vor Manskopf für seine Werke mit einem geradezu misanthropisch anmutenden Geniegebaren – inklusive eines Seitenhiebs auf sein Publikum – und schließt ziemlich abrupt. So erscheint sein Dank eher als Formsache und es bleibt fraglich, ob Manskopfs Wahl des Karikaturenbuchs als Geschenk wirklich eine gute war.
Maße: 14 x 9 cm
Material: Papier
Jahr: 1911