Zwischen Erhabenem und Enttäuschung
Strauss und Hofmannsthal standen während des ganzen Entstehungsprozesses immer in regem Briefkontakt und fuhren im April 1913 gemeinsam nach Italien, um an der Oper zu arbeiten. Beide waren überaus begeistert von dem Märchenstoff, der von zwei Paaren, dem Kaiser und der Kaiserin sowie dem Färber und der Färberin, handelt. Strauss schreibt an seine Frau Pauline am 5. April 1913, dass es „unsere schönste und erhabenste Arbeit“ werden wird.
Wie Hofmannsthal schon selbst erkannte, war der Stoff für das Publikum nicht einfach zu erfassen. Er hielt es für nötig, dass es vor der Oper eine Einführung in die Thematik geben solle/müsse, da die Oper sonst nicht verstanden werden würde.
Wenn auch Die Frau ohne Schatten die bedeutendste Oper Richard Strauss‘ ist, fand sie doch nicht den erhofften Anklang im Publikum. Die Aufführung an der Dresdner Oper, wo die meisten Uraufführungen Strauss’scher Opern stattfanden, war szenisch so schlecht vorbereitet, dass Strauss um eine Premierenverschiebung bat.
Die inszenatorischen Probleme liegen im Stück begründet: Hofmannsthal schreibt allein sieben Übergänge von der irdischen Welt in die Geisterwelt vor.
Szenenbilder Dresden 1919
Rollenbilder Dresden 1919
Der Kaiser trägt auf dem Kopf einen kleinen Turban mit einer Feder. Gekleidet ist er in ein schimmerndes Hemd, über dem er eine schimmernde Tunika trägt, die bis zu den Knien reicht, mit langen Ärmeln, die allerdings bis zur Mitte des Armes offen sind. Um die Taille trägt er einen breiten Gürtel aus Stoff, welcher zu linken Seite des Trägers gebunden ist; auch ein Schwert ist zu erkennen. Die Beine sind bedeckt mit einer Strumpfhose, an den Füßen trägt er dunkle orientalisch wirkende Lederschuhe. – Sehr wahrscheinlich handelt es sich hier um das Jagdkostüm des Kaisers.
In Alfred Rollers Beschreibungen zum Jagdkostüm ist Folgendes zu lesen:
„1. Kostüm, Jagdgewand (wird im 1. und 2. Akt getragen): Kleiner Turban aus weißlich und goldgestreiften Seidenstoff mit goldenem Rand. An der Seite ein Juwel, das ein Gesteck von schwarzen Paradiesvogelfedern hält. Korallenrotes ausgeschnittenes Seidenhemd, auf der Brust reich mit Gold gestickt. Darüber ein bis zum Gürtel ausgeschnittener Leibrock mit glockenförmigen Schoßteil. Der Rock ist aus glänzendem Goldstoff, durch senkrechte Nähte abgesteppt, so daß parallel, etwas hohlliegende Streifen entstehen. Ärmel im Oberarm sehr eng, gegen die Hand zu verbreitert, bis zu den Fingerspitzen reichend, auf der Daumenseite aufgeschlitzt. Alle Ränder des Rockes mit plastischen Goldborten eingefaßt. Dünner schwarzer Ledergürtel und ebensolches Wehrgehänge. Die Gürtelschließe, ein großes Juwelenstück. An den Beinen korallenfarbige Strumpfhosen mit eingesticktem Streumuster von bunten Blumen. An den Füßen rot, orientalische, absatzlose Schuhe. Um die Hüfte geschlungen eine lange herabhängende Schärpe von weinroter, silbern und drapp (sandfarben) ge-musterter dünner Seide.“
Auch anhand ihres Kostüms ist die Amme klar zu erkennen. Alfred Roller möchte für die Amme schwarzes, grau gesprenkeltes Haar, welches wirr, strähnig bis zu den Schultern gehen soll. Das Gewand soll in aschgrau gehalten sein, mit weißen und gelben unregelmäßigen batikartigen Flecken. Von dem Kopf herabfallend, sollte ein Schleierstoff die ganze Figur einhüllen. Die Figur sollte runzlig und fahl geschminkt werden.
Die Färberin mit dunklem krausem Haar. Das Kostüm scheint aus einem schulterfreien, gewickelten Oberteil zu bestehen, welches ein Karomuster aufzeigt und einem gewickelten Rock mit einer kreisförmigen Anordnung von verschieden großen Punkten. Die Arme vor der Brust verschränkt und ein abschätziger Blick von oben herab. Diese Haltung spiegelt auch den Charakter der Figur wider. Die Färberin, welche mit Barak dem Färber verheiratet ist, träumt von Reichtum und einem jüngeren Mann. Aus diesem Grund ist sie bereit, sich auf den Tausch ihres Schattens einzulassen. Auch wenn die Verlockungen, welche ihr durch Visionen der Amme aufgezeigt werden, groß sind, wird ihr am Ende klar, dass sie Barak liebt.