Das Straußenei

Material: Papier
Illustrator: Olaf Gulbransson
erschienen: 1911 in Simplicissimus
Doch zunächst sieht man auf dem chronologisch ersten Teil der zweigeteilten Karikatur, dass sich vier Männer im Anzug dem Strauß genähert haben, der etwa doppelt so groß ist wie die Männer. Der eine versucht ihn zu füttern, ein anderer schaut mittels eines Fernrohr in den Hintern des Vogels. Durch den Text wird klar, dass es sich dabei um „ängstliche“ Theaterdirektoren handelt, die darauf warten, dass der Komponist das Straußenei legt, das im zweiten Teil der Karikatur zu erkennen ist. Die viel kleineren Hühner, die sich dort um den Strauß und das Ei versammelt haben, stellen laut Text Reporter dar. Alle reißen ihre Schnäbel auf und schauen dabei nach oben zum Strauß/Strauss, dessen Mimik sich nicht im Geringsten verändert hat.
Die Karikatur ist 1911 in der Zeitschrift Simplicissimus veröffentlicht worden, also im selben Jahr, in dem Der Rosenkavalier uraufgeführt wurde – dies lässt vermuten, dass Das Straußenei eben diese Oper darstellen soll. Die „Angst“ der Theaterdirektoren weist vermutlich auf die „schwierigen Verhandlungen“ (Schlötterer-Traimer) bezüglich der Oper hin. Strauss hatte mit dem Intendanten des Dresdner Opernhauses Nikolaus Graf von Seebach „schwere Kämpfe ausgefochten“ (Prossnitz), um Alfred Roller als Ausstatter verpflichten zu dürfen sowie um Max Reinhardt für die Regie durchzusetzen.
Prossnitz, Gisela: Max Reinhardt und das Musiktheater, Österreichische Musikzeitschrift 24(8), August 1969, S. 454.
Schlötterer-Traimer: Roswitha, Richard Strauss: Sein Leben und Werk im Spiegel der zeitgenössischen Karikatur, Deutschland 2009, S. 208.

Material: Zeitungspapier
Illustrator/in: nicht bekannt
erschienen am 18.1.1913 in der Kleinen Presse
Ariadne auf Strauss
Der Bezug zur Skulptur Ariadne auf dem Panther von Johann Heinrich Dannecker ist offensichtlich: Die Karikatur ersetzt den Körper des Panthers durch einen Vogelstrauß und den Kopf durch den des Komponisten. Die Haltung der Ariadne auf dem Strauß ist dieselbe wie auf dem Panther. Abgesehen von der typischen Darstellung des Komponisten als Strauß, wird in dieser Karikatur die Person Richard Strauss durch das Gedicht mit relativ positiven Eigenschaften versehen: „Der große Strauß“ ist in der Lage, Ariadne zu noch größerer Berühmtheit zu verhelfen als der „Sensationsfilm des Kinos“.
Die am 7. Juni 1814 fertiggestellte Skulptur war ursprünglich im Besitz der Familie Bethmann, allerdings wurde sie 1941 der Stadt Frankfurt gestiftet. Das Ariadneum, in dem zu diesem Zeitpunkt die Skulptur sowie noch weitere Werke zu finden waren, sollte wohl als Museum und Festsaal genutzt werden. 1943 wurde das Gebäude durch Luftangriffe zerstört, wobei die Ariadne auf dem Panther stark beschädigt wurde. Heute steht sie im Liebieghaus in Frankfurt.
Der Rosen-Strauß-Kavalier
Strauss kann man durch die für Karikaturen typische Gestaltung mit hoher Stirn und krausen Haaren leicht erkennen. Auch das detailreiche Kostüm mit der verzierten Jacke sollte dem damaligen Opernbesucher bekannt vorkommen: Es weist große Ähnlichkeit mit Alfred Rollers Kostümentwurf für die Uraufführungsproduktion der Oper auf und ebenso mit den Rollenbildern von Eva von der Osten als Octavian aus eben dieser Aufführung. Die Pose der dargereichten Silberrose in der rechten Hand ist eine weitere Gemeinsamkeit.
Das Wortspiel von Rosenstrauß und Strauss in der Unterschrift ist ein naheliegendes, das auch in einigen anderen Karikaturen auf diese Weise umgesetzt wird. Die Karikatur zeichnet sich durch ihren hohen Wiedererkennungswert und ihre künstlerische Gestaltung aus.
Suggestion for Richard Strauss’ Laurel Wreath
Abgebildet ist Richard Strauss umgeben von einem Kranz aus Geldscheinen und -münzen. Der Komponist wurde in Bezug auf das Thema Geld oft kritisiert. Ihm wurde nachgesagt, er sei mit seinem Schaffen nur auf Gewinn aus. Der Eindruck konnte wohl leicht entstehen, da Strauss mit seinen hohen Einnahmen und der prominenten Villa dem gängigen Bild eines Künstlers nicht entsprach. Auch in Verhandlungen mit Verlagen wusste er seine Honorarforderungen durchzusetzen. Er selbst stritt sein Streben nach Gewinn nie ab. Geldgier wurde ihm auch als Motiv seines Einsatzes für Tantiemen vorgeworfen, die die Urheberrechte von Künstlern sicherten, den Veranstaltern allerdings höhere Kosten verursachten.
Die Karikatur präsentiert Strauss mit einem verkniffenen Gesicht als Komponist, der als Anerkennung nur Geld wertschätzt. So sehr die Karikatur kritisiert, so kann sie auch als Lob gesehen werden: Zum einen deuten die verschiedenen abgebildeten Währungen Strauss’ internationalen Erfolg an – vor allem in England und den USA. Der Lorbeerkranz zeichnet gleichzeitig aber auch sein Schaffen als anerkennungswürdig aus.
The Evolution of Strauss
