Die Frau ohne Schatten
Darmstadt 1920

Material: Papier
Illustrator: Franz Karl Delavilla
Aufführung: Darmstadt, Landestheater, 1920
Das Darmstädter Landestheater erlangte zur Zeit des Expressionismus zu Beginn der 1920er Jahre in der deutschen Theaterlandschaft einige Reputation und Franz Karl Delavilla kann neben Ludwig Sievert zu den Pionieren des Bühnenexpressionismus gezählt werden. So gehen neben der Gestaltung dieses Plakats auch die Bühnenentwürfe der Aufführung selbst auf Delavilla zurück. Diese Bühnenbilder waren von leuchtenden Farben zuvor nicht gekannter Stärke, nicht aber von Überakzentuierungen der Formen oder surrealen Einflüssen geprägt.
Delavilla gilt auch heute noch als zurückhaltend expressionistischer Künstler, der Effekte eher aus dem Zusammenspiel von Licht und Farben generierte als aus den Formen selbst. Charakteristisch für Delavillas Arbeiten ist hierbei die Gegenüberstellung von dunklen Farben und grellen Elementen. Zur Farbgestaltung der Bühnenbilder äußerte sich Delavilla selbst mit den Worten: „Die Frau ohne Schatten mußte zu dem Versuch führen, durch Licht und Schatten auf den Zuschauer zu wirken.“ Seinem zurückhaltenden expressionistischen Stil blieb Delavilla auch bei der Gestaltung des hier gezeigten Plakats treu.
Lessing, Günther: Die Aufführungen der Opern von Richard Strauss im 20. Jahrhundert. Daten, Inszenierungen, Besetzungen. Tutzing 2008.
Neuendorf-Müller, Constanze: Franz Karl Delavilla (1884-1967). Maler, Grafiker, Kunstgewerbler und Bühnenbildner. Frankfurt am Main 2000.
Material: Papier
Illustrator: Pierre Bonnard
Aufführung: Paris, Théâtre National de l‘Opéra, 1914
Légende de Joseph
Paris 1914
Die Josephslegende erzählt von der Geschichte des biblischen Joseph, der als Sklave an den Hof Potiphars und seiner Frau kommt. Diese versucht – von seiner jugendlichen Schönheit erregt – ihn zu verführen, wird aber abgewiesen, woraufhin sie ihn der Vergewaltigung bezichtigt. Kurz bevor er gefoltert und hingerichtet werden soll, wird er von einem goldenen Engel gerettet, der ihm zuvor im Traum erschienen war. Potiphars Frau erdrosselt sich schließlich mit ihrer Perlenkette.
Das Plakat zur Uraufführung in Paris am 14. Mai 1914 zeigt Joseph mit einem Hirtenmantel bekleidet. Joseph wird hier in einer tänzerischen Pose dargestellt; die Zeichnung erlaubt aber kaum Rückschlüsse auf Details der Inszenierung.
Josephslegende
Mainz 1922
Das Plakat zeigt die Szene, in der Potiphars Frau versucht, Joseph zu verführen, der sich aber von ihr abwendet. Deutlich ist der Gegensatz zwischen dem starren Joseph, der einer Statue gleicht, und der flehenden, sich in Bewegung befindlichen Frau – verstärkt durch den farblichen Kontrast des dunkelvioletten Kleides gegenüber dem in orangeroter Farbe gehaltenen Joseph. Aufschlussreich ist die Bemerkung in der unteren rechten Bildecke, nach der die Kostüme der Josephslegende nach Entwürfen des Malers angefertigt worden sind.
Aufführung: Mainz, Stadttheater, 1922
Aufführung: Mainz, Stadttheater, 1922