Bernd Zegowitz
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DIE SAMMLUNG

Von der Sammlung zum Museum

Ausstellungsraum im musikhistorischen Museum
Während seiner Schulzeit in Frankfurt sammelt Manskopf alles, was er von und über den Schauspieler Samuel Friedrich Hassel bekommt: Briefe, Kritiken, Zeichnungen, Stiche etc. Das Interesse an der Musik kommt erst später. Von 1890 an verleiht er Exponate seiner Sammlung für bedeutende Ausstellungen. Anfänglich sind es die Kuriosa, die Aufmerksamkeit erregen: eine Wasserkanne Beethovens, mit der er sich die vom Klavierspiel erhitzten Hände gekühlt haben soll, eine Locke desselben, die letzte Mütze von Louis Spohr, den liebsten Regenschirm Franz Liszts.

Auch im Ausland ist bereits in den 1890er Jahren Interesse an seiner Sammlung zu erkennen. Ein Bericht in Le Guide Musical aus Brüssel vom Oktober 1894 spricht von der „collection de curiosités musicales“ (Manskopf), also der Sammlung musikalischer Kuriositäten. 1896 stellt er 600 Objekte der „Exposition du Théatre et de la Musique“ in Paris zur Verfügung, 1897 beteiligt er sich an einer Donizetti-Ausstellung in Bergamo, 1898 ist er bei der „Allgemeinen Musikausstellung“ in Berlin dabei, 1900 bei der „International Loan Exhibition of Musical Instruments“ in London.

Bis zum Jahr 1899 ist die Sammlung in Manskopfs Elternhaus am Untermainkai 54 untergebracht. Erst mit dem Umzug in die Wiesenhüttenstraße 18 wird aus der Sammlung ein Museum, das laut Zeitungsberichten 10.000 Exponate besitzt. Bis 1908 blieb es dort. Einem Bericht in der Allgemeinen Musikalischen Rundschau zufolge ist das Museum in zehn Abteilungen gegliedert, von denen in einer „ausschliesslich Erinnerungen an Frankfurter Künstler oder solche, die Beziehungen zu unserer Stadt hatten, aufbewahrt sind“ (Manskopf).

Das Frankfurter Adressbuch des Jahres 1909 verzeichnet als neue Adresse Manskopfs dann Untermainkai 27. Dort stehen ihm im dritten Stock 12 Räume zur Verfügung, in denen ab 1918 regelmäßig thematische Ausstellungen stattfinden. Manskopf selbst beschreibt sein Museum, das mittlerweile 40.000 Objekte aufweisen kann, in einem Brief an die Redaktion der Neuen Musikzeitung in Stuttgart so: „Das Museum enthält ausser einigen wenigen Instrumenten: Reliquien, Musikalien, Bücher, Urkunden, Originalmanuscripte, Karikaturen, Medaillen, Opern- & Concertzettel, Musikkritiken & Zeitungsausschnitte, Büsten, Handschriften, Porträts bedeutender Musiker und musikalischer Fürsten aller Nationen vom 14ten Jahrhundert bis zur Gegenwart.“

Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1923 ist die Sammlung eine Zeit lang in beiden Häusern, sowohl am Untermainkai 27 als auch 54, untergebracht gewesen, spätestens 1928 wurde sie dann zusammengelegt.
Literatur:
[Manskopf, Friedrich Nicolas:] Das musikhistorische Museum von Nicolas Manskopf. Frankfurt a.M. [Sammlung von deutschen, französischen und englischen Zeitungsberichten über das Museum aus den Jahren 1894–1902] [Frankfurt am Main ca. 1903]

Mohr, Albert Richard: Friedrich Nicolas Manskopf zu seinem 50. Todestag. Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung, in: Friedrich Nicolas Manskopf. 1869–1928. Ausstellung der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main 31. August bis 6. Oktober 1978, hrsg. mit Unterstützung des Kulturdezernats der Stadt Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1978, S. 7–27.

Schmidt-Scharff, Wolfgang: Friedrich Nicolas Manskopf, [Frankfurt am Main 1967]
Einladungskarte zur Eröffnung der neuen Präsentation der Sammlung Manskopf in den Räumen der Rothschildschen Bibliothek am Untermainkai

Die Sammlung nach Manskopfs Tod

„Die Sammlung muss für alle Zeiten in Frankfurt am Main bleiben und darf nicht veräussert, verschenkt, oder sonst weggegeben werden.“ So steht es im Schenkungsvertrag, durch den die Schwestern nach dem plötzlichen Tod Manskopfs am 2. Juli 1928 das „Friedrich Nicolaus [!] Manskopf’sche Musikhistorische Museum einschliesslich Richard Strauss Museum“ unter bestimmten Auflagen der Stadt übergaben. Untergebracht wurde es dann nicht, wie vorgesehen, am Untermainkai 54, sondern in den Räumen der Rothschildschen Bibliothek am Untermainkai 14, und dort wurde es am 10. Mai 1930 auch feierlich eröffnet. Der Wert der Sammlung läge zwischen 25.000 und 40.000 Reichsmark, heißt es in einer Anlage zum Vertragsentwurf.
Im Jahr 1936 wurde der Sammelauftrag des Manskopfschen Museums ausgedehnt, und zwar auf Quellen und Dokumente zur Theatergeschichte des Rhein-Main-Gebietes. Das neue Theatermuseum bekam einen neuen Namen: „Manskopfsches Museum für Musik- und Theatergeschichte“ und wurde 1943 noch dahingehend erweitert, dass auch die Städtischen Bühnen „wertvolle Erinnerungsstücke“ (Schaefer) aus ihrem Besitz dem Museum für Ausstellungszwecke zur Verfügung stellten.

Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde die Sammlung 1943/44 nach Mitwitz in Oberfranken ausgelagert, überstand diesen nahezu unbeschadet und wurde 1946 in die Stadt- und Universitätsbibliothek eingegliedert. „Die gewachsenen Bestände der Rothschildschen Bibliothek, der Stadtbibliothek, des Manskopfschen Museums und einige weitere Sammlungen“ wurden damit „in einer Spezialabteilung zusammengeführt und nach wissenschaftlichen Grundsätzen erschlossen“ (Schaefer). 1964 zog die Musik- und Theatersammlung dann in das neue Bibliotheksgebäude an der Bockenheimer Warte um.
Literatur:
Schaefer, Hartmut: Die Musik- und Theaterbestände der Rothschildschen Bibliothek und des Manskopfschen Musikhistorischen Museums, in: Gesellschaft der Freunde der Stadt-und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main e.V. (Hg.): Die Rothschild’sche Bibliothek in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1988 (= Frankfurter Bibliotheksschriften, Bd. 2), S. 123–143.

Zegowitz, Bernd: Friedrich Nicolas Manskopf. Weinhändler, Musikaliensammler, Museumsdirektor, Frankfurt am Main 2019 (= Frankfurter Bibliotheksschriften, Bd. 19)

Straussiana in der Sammlung Manskopf

Richard Strauss: „Wenn...“ op. 31/2
Ein eigenes Museum in Frankfurt hat der Komponist Richard Strauss nicht bekommen, die Bemühungen Manskopfs liefen ins Leere. Doch umfasst die Richard Strauss-Sammlung der Universitätsbibliothek heute über 900 Einheiten:
  • 76 Plakate zu Opernaufführungen, Konzerten und Strauss-Festspielen (München 1910, Stuttgart 1912, Leipzig 1926, Frankfurt 1927)
  • Tageszettel
  • Programmhefte: 20 katalogisierte (1881–1943), rund 50 unkatalogisierte
  • 7 Bühnenbild- und Kostümentwürfe (Ludwig Sievert 1926, 1927; Helmut Jürgens 1939; Dominik Hartmann 1953)
  • 80 Karikaturen
  • Porträtfotos Richard Strauss: rund 100 Einzelbildnisse, 15 Doppelbildnisse
  • 547 Szenenfotos
  • 57 Briefe
  • 7 Musikhandschriften
  • 13 Libretti
Auch wenn nicht alle Nummern auf die Sammlung von Manskopf selbst zurückgehen – einige wurden nach seinem Tod in diese integriert –, hätten die Bestände leicht ein eigenes Museum füllen können. Neben denen des Richard Strauss-Museums in Garmisch-Partenkirchen und den Nachlässen bei der Richard Strauss-Gesellschaft und in der Bayerischen Staatsbibliothek gehört die Frankfurter Sammlung zu den größten. Erschlossen ist sie nur teilweise.
Literatur:
Kersting-Meuleman, Ann: Richard Strauss in Frankfurt am Main und die Frankfurter Museums-Gesellschaft, in: Christian Thorau u.a. (Hg.): Musik – Bürger – Stadt. Konzertleben und musikalisches Hören im historischen Wandel. 200 Jahre Frankfurter Museums-Gesellschaft, Regensburg 2011, S. 43-74.